Ulanendenkmal

Inmitten der malerischen Kulisse von Demmin lädt das Ulanendenkmal Besucher dazu ein, mehr über die Geschichte der Ulanen und ihre Rolle in der deutschen Militärgeschichte zu erfahren. Auf dieser Seite finden Sie weitreichende Informationen über die Entstehung des Denkmals, seine künstlerische Gestaltung sowie zur Geschichte der Ulanen.

Baugeschichte Militärstandort Geschichte der Ulanen Symbolik des Ulanendenkmals Lage

Zur Baugeschichte des Ulanendenkmals Demmin

Das Ulanendenkmal, am westlichen Hang der Sandbergtannen, einem Waldgebiet im Osten von Demmin nahe dem Bahnhof, wurde am 3. August 1924 feierlich eingeweiht. Erbaut wurde die Denkmalanlage auf Initiative des Bundes vaterlandstreuer 9. Ulanen in den Jahren 1923/1924, finanziert durch Spenden. Mit dem Bau der Anlage wurde der Berliner Bildhauer und Bronzekünstler Fritz Richter-Elsner beauftragt.

Die Denkmalanlage besteht aus mehreren Teilen, die zusammen eine imposante Gedenkstätte bilden. Die gesamte Anlage erstreckt sich über eine Länge von 70 Metern und eine Breite von 11 Metern.

Der Torbogen, auf dessen Boden bis 1935 eine durchgehende eiserne Kette lag und dem Tor den Namen „Kettentor“ gab, öffnete den Weg zur Anlage. Die Kette sollte mahnend an die Lage des Reichs nach dem Versailler Vertrag erinnern. Nachdem die Nationalsozialisten 1935 entgegen den Bestimmungen des Versailler Vertrages die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt hatten, ließ man die Kette symbolisch durchbrechen (Kettensprengung) und als Zeichen der Befreiung von den Fesseln des Vertrags an den Seiten des Eingangs hochhängen.

Hinter dem Torbogen befand sich ein Vorhof, der zu einer Felsentreppe und über diese zum Reiterstandbild führte. Die Felsentreppe war von Megalithen gesäumt. Das Reiterstandbild umgab ein halbrundes Relief mit Skulpturen. Auf dem Relief waren die Namen der in den Kriegen 1866, 1870/71 und 1914-1918 gefallenen Soldaten des 9. Ulanen-Regiments eingraviert.

Das Fundament des Reiterstandbildes hat eine Grundfläche von drei mal vier Metern. Der Sockel ist drei Meter hoch, die darauf thronende Skulptur eines Reiters mit Lanzenflagge noch einmal vier Meter. Die Uniform, Bewaffnung und Ausrüstung entsprechen dem Stand von 1914. Die Lanzenflagge ist entfaltet.

Die das halbrunde Relief bildende Mauer ist elf Meter lang und drei Meter hoch. In die halbrunde Mauer wurden zwei plastische Darstellungen und die Tafeln mit den Namen der gefallenen Regimentsangehörigen eingefügt.

Eine besondere Symbolik liegt in der Verwendung von Findlingen, die aus 4000 Jahre alten Großsteingräbern der Umgebung stammen. Das Großsteingrab bei Quitzerow wurde für den Bau des Denkmals vollständig abgetragen.

1945/46 wurde die Reiterfigur zerstört und alle Inschriften, Tafeln und Skulpturen entfernt. Die Metallplatten mit den Namen der Gefallenen wurden demontiert und eingelagert.

In den 1990er Jahren erfolgte eine Säuberung und Sicherung des gesamten Geländes. Dabei wurden Bruchstücke des Reiterstandbilds ausgegraben und einige größere Teile wurden als rudimentäre Skulptur wieder aufgestellt. Bestrebungen, den Wiederaufbau der Anlage durch öffentliche Mittel zu fördern, scheiterten.

Der Militärstandort Demmin

Als erster Militärstandort kann die 1140 urkundlich erwähnte Burganlage bezeichnet werden. Sie bot dem nahegelegenen Marktflecken, der später zur Stadt Demmin heranwuchs, Schutz und für die Bewohnerinnen und Bewohner einen Rückzugsort. Aufgrund der nahegelegenen Flüsse und des morastigen Umlands waren die Möglichkeiten der baulichen Erweiterungen der Burg begrenzt. Die Haus Demmin genannte Burg verfügte über Toranlagen, einen Burgwall, eine Kapelle, Soldatenunterkünfte und Pferdeställe. Während des Dreißigjährigen Krieges verlor die Burg an Bedeutung. Sie brannte 1631 nieder.

1720 wurde die Burg wieder aufgebaut und zur Festung erweitert. 1728 wurde das Infanterie-Regiment v. Borcke Nr. 30 in Demmin und Anklam stationiert. Es unterstand dem Kommando von Martin von Thile. Nicht alle Soldaten wurden in Kasernen auf der Festung untergebracht; Einquartierungen in Bürgerhäusern waren üblich. Goetze bezeichnete die Einquartierten in seiner „Geschichte der Stadt Demmin“ als „Garnisonsgemeinde“. 1731 bestand die Garnison aus 17 Offizieren, 45 Unteroffizieren, 355 Füsilieren, 66 Soldatenweibern und 40 Kindern und machte damit ein Viertel der Stadtbevölkerung aus. Die Garnison bestand bis 1805, als das Regiment nach Stettin verlegt wurde.

1860 wurde Demmin wieder Garnisonsstadt. Neben Demmin diente dem dort stationiertem 9. Ulanen-Regiment auch Anklam, Ückermünde und Altentreptow als Standort. In Demmin bezog das Regiment das 1845 errichtete Arbeitshaus, das nun als Stabsgebäude und Kaserne genutzt wurde. Durch ein umfangreiches Bauprogramm, in dessen Zuge die Westkaserne und ab 1862 weitere Gebäude entstanden, ermöglichte es, das gesamte Regiment in Demmin unterzubringen. Das Gelände des ehemaligen Arbeitshauses wurde zur Ostkaserne ausgebaut. Entlang der Jarmener Straße entstanden Pferdeställe, Reithallen und Reitanlagen. Zur Garnison gehörten auch das Kommandantenhaus, die Wache am Markt, das Lazarett in der Schützenstraße und die Dienstwohnung des Regimentskommandeurs in der Wilhelmstraße. 1874 kam das, später noch erweiterte, Offizierskasino in der Treptower Straße am Marienhain hinzu.

Besondere Bedeutung erlangte die Garnison und Stadt zwischen 1914 und 1918 als Lazarettstandort, in dem 800 verletzte und erkrankte Soldaten kontinuierlich aufgenommen wurden. Am 18. November 1918 kehrten die Soldaten des Regiments, die den Ersten Weltkrieg überlebt hatten, nach Demmin zurück. Neben dem Ulanen-Regiment wurden weitere Einheiten in Demmin demobilisiert. Aufgrund von Personalmangel und fehlenden Pferden wurde die Westkaserne als Militärstandort aufgegeben und als zivile Wohngebäude genutzt. Einer der prominentesten Bewohner dieses Gebäudes in den frühen 1920er Jahren war Berthold Beitz.

Zur Geschichte des Ulanen – Regiments Nr. 9

Das Ulanen-Regiment Nr. 9, auch bekannt als 2. Pommersches UlanenRegiment Nr. 9, war ein Kavallerieregiment der Preußischen Armee. Es wurde am 7. Mai 1860 in Dienst gestellt. Ab 1862 war Demmin nach Fertigstellung der notwendigen Gebäude alleiniger Standort des Regiments. Die Stadt bot aufgrund ihrer Lage und Infrastruktur gute Voraussetzungen für die Unterbringung und Ausbildung von Kavallerieeinheiten.

Geschichtliche Einordnung

Im deutsch-dänischen Krieg 1864 wurde das Regiment zum Küstenschutz auf der Insel Rügen eingesetzt. Im Krieg Preußens gegen Österreich 1866 rückte das Divisionskavallerieregiment in Böhmen ein und erlitt erste Verluste im direkten Kampfeinsatz. Im Krieg gegen Frankreich 1870/71 war das Regiment an zahlreichen Gefechten bei Verdun, Monnaie, Metz und Gravelotte beteiligt. Am 28. Juni 1871 zog das Regiment wieder in Demmin ein.

In der Zeit nach den Kriegen war das Regiment hauptsächlich in seiner Garnison in Demmin stationiert und konzentrierte sich auf Ausbildung und Manöver. Im ersten Weltkrieg 1914 wurde das Regiment zunächst in Belgien und Nordfrankreich eingesetzt. Im November 1914 erfolgte die Verlegung nach Ostpreußen, wo es bis 1915 mit dem Schutz der Grenze nach Süden beauftragt wurde. Anschließend war das Regiment an den Kämpfen in den Masuren und im Norden Polens beteiligt. Nach der Rückverlegung nach Frankreich 1917, wurden Teile des Regiments zur Infanterie ausgebildet. Mit dem Rückzug der deutschen Truppen aus Flandern; begann im November 1918 die Rückkehr des Regiments nach Demmin.

Am 11.11.1918 unterzeichnete die Oberste Heeresleitung einen Waffenstillstand für die Westfront. Die Ulanen des Regiments trafen am 19. November nach einem Bahntransport in Demmin ein und wurden Ende Dezember demobilisiert.

Den Angaben der sogenannten Ehrentafeln nach sind 237 Regimentsangehörige im Ersten Weltkrieg gefallen, an Krankheiten oder in Gefangenschaft verstorben oder gelten als vermisst.

1918 wurde das 2. Pommersche Ulanen – Regiment Nr. 9 aufgelöst.

Zur Symbolik des Ulanendenkmals Demmin

Das Ulanendenkmal in Demmin trägt eine tiefgreifende symbolische Bedeutung, die sowohl die historische als auch die kulturelle Identität der Region widerspiegelt.

Errichtet wurde das Denkmal nicht nur, um die gefallenen Soldaten des 9. Ulanenregiments zu ehren, die in den Kämpfen von 1866 bis 1918 ihr Leben ließen. Es inszenierte zugleich eine Verbundenheit der Ulanen mit der Region und übte Kritik am Versailler Vertrag. Die Inschriften, Tafeln und Skulpturen, die ursprünglich die Namen dieser Soldaten trugen, dienten als ständige Erinnerung an ihre Opfer und den Einsatz für ihr Vaterland. Zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten wurden Metallplatten mit ihren Namen an der Mauer hinter dem Reiterstandbild angebracht.

Reiterstandbild 1924

Die Verwendung von Megalithen aus 4.000 Jahre alten Großsteingräbern der Umgebung sollte die Verbindung zur Region unterstreichen und eine Traditionslinie begründen. Diese Steine symbolisieren eine Kontinuität der Geschichte. Die Findlinge können als Symbol einer dauerhaften Präsenz des Militärischen und einer Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft gelesen werden.

Eine besondere politische Symbolik hatte die schwere rostige Eisenkette, die auf dem Boden des Torbogens lag, durch den der Weg zum Denkmal führte. Sie stand symbolisch für die im Versailler Vertrag der Reichswehr auferlegten Beschränkungen. 1935, anlässlich der Wiedereinführung der Wehrpflicht, wurde die Kette durchschnitten und deren Enden an den Seiten des Eingangs befestigt. Diese Handlung sollte den militärischen Aufbruch und die erneute Wehrhaftigkeit des Landes demonstrieren.

Der Reiter auf dem Standbild könnte als Symbol für die tapferen Krieger und Anführer der Germanen stehen, die ihr Land verteidigten. Symbolische Bedeutung hatte auch die Zerstörung der Reiterfigur und die Entfernung aller Inschriften, Tafeln und Skulpturen nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie dokumentieren den Bruch mit der als militaristisch bezeichneten Vergangenheit und symbolisieren die Verluste, die der Krieg mit sich brachte.

In den 1990er Jahren wurde versucht, das Gelände zu säubern und zu sichern. Hierin, spiegelt sich der Versuch wider, die Geschichte der Stadt aufzuarbeiten, in all ihren Widersprüchen darzustellen und zentrale Zeugnisse der Vergangenheit zu erhalten. Diese Handlungen zeigen die anhaltende Wertschätzung und das Bedürfnis, die Vergangenheit zu ehren und für zukünftige Generationen zu bewahren.

Insgesamt steht das Ulanendenkmal in Demmin für eine vielschichtige Symbolik aus Erinnerung, Tradition, Widerstandsfähigkeit und der ständigen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte.

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