30 Jahre Mauerfall

30 Jahre Mauerfall – Demminer gedachten der Friedlichen Revolution 1989/90 in ihrer Stadt

 

Mit einer offenen Gesprächsrunde, einem Orgelkonzert und einem Dankgottesdienst gedachte die Evangelische Kirchengemeinde Demmin am              9. November 2019 des 30. Jahrestages des Mauerfalls und der Friedlichen Revolution. Zu Beginn sahen sich die Anwesenden gemeinsam den Film „Nikolaikirche“ an, der bei vielen deutliche Erinnerungen an das Ende der DDR hervorrief.

Nach einer kleinen Imbisspause folgte die sehr lebendige und zugleich emotionale  Gesprächsrunde mit der damaligen Demminer Pastorin Friedburg Gerlach, Alt-Bürgermeister Ernst Wellmer sowie Pröpstin Johanna Lenz-Aude aus Schleswig, dem Partnerkirchenkreis, und Landtagsvizepräsidentin a.D. Renate Holznagel. Moderiert von Pastor Karsten Wolkenhauer, berichteten die Gäste von ihren Eindrücken und Aktivitäten in den bewegenden Tagen und Wochen der Wendezeit und betonten ihre Dankbarkeit dafür, dass tausende Kerzen, Friedensgebete und anschließende Demonstrationen zu Meinungs-, Presse- und Reisefreiheit, zu Mauerfall und demokratischen Wahlen geführt haben.

Ergänzt wurden die Berichte u.a. von Thorsten Dietrich, damals beim Neuen Forum aktiv, und weiteren Zeitzeugen. Fotos und Dokumente aus der Wendezeit machten die Runde.

Die erste Demonstration auf dem Demminer Marktplatz, zu der das Neue Forum eingeladen hatte, fand am 18. Oktober 1989 statt. Etwa 80 Menschen folgten dem Aufruf. Eine Woche später waren es bereits ca. 150 Teilnehmer. Ein erstes Friedensgebet begann am 1. November 1989 in der mit über 1.500 Demminerinnen und Demminern (später waren es über 2.000) übervollen               St. Bartholomaeikirche mit einem Orgelspiel und dem Friedenslied. Es folgten mehrere Ansprachen mit Forderungen an die Staatsmacht sowie an regionale Verantwortungsträger, Fürbitten, Kerzen-Anzünden und ein Segenswort, bevor sich die zahlreichen Menschen -nach der Unterzeichnung einer Petition für die Zulassung des Neuen Forums-  zur Demonstration auf die Straße in Richtung Marktplatz begaben.  Weitere Demminer Demos führten später zu einer Kreisdelegiertenkonferenz der SED oder zum Rat des Kreises.

Besonders schwer war der „Gang durch die Stadt“ zur ehemaligen Kreisdienststelle der Staatssicherheit, wo auch sehr lautstark die Auflösung der Stasi und die Sicherung der Unterlagen gefordert wurden. Immer wieder war es der damalige Superintendent Dr. Hans-Joachim Schwerin, der diese Anliegen sehr unterstützte, aber zugleich zu friedlichem Handeln, zu Sachlichkeit und Besonnenheit aufrief. Hunderte Kerzen brannten anschließend weiter an den jeweiligen Orten und erinnerten noch am nächsten Morgen an die Erwartungen in der Kreisstadt.

Auch an der Menschenkette zum Thema „Ein Licht für unser Land“ auf der B 96 am 3. Dezember 1989 waren zwischen Jarmen und Altentreptow viele Demminer beteiligt.

Letztmalig wurde in Demmin am 7. März 1990 zu einem Friedensgebet in die Kirche eingeladen. Anschließend stellten sich u.a. die neuen Bürgerbewegungen und Parteien sowie deren Kandidaten in Vorbereitung der ersten demokratischen Wahl am 18. März 1990 vor.

„Wenn wir in diesem Jahr 30 Jahre Mauerfall feiern dürfen, sollten wir uns ebenso an das große Miteinander während der Friedlichen Revolution auch hier in unserer Region erinnern und uns gemeinsam über das Erreichte freuen. Dieses Miteinander brauchen wir auch heute und in der Zukunft“, lautete das Fazit dieses gemeinsamen Erinnerungsabends. Er endete wiederum mit dem Entzünden von Kerzen, die sowohl an die Demonstrationen 1989/90 erinnerten, zugleich aber auch an die Reichspogromnacht am 9. November 1938. Und so brannten nach einem Gang durch die Stadt und stillem Gedenken Kerzen an den „Stolpersteinen“ für ehemalige jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger.

 

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Fotoserien

30 Jahre Mauerfall (SA, 09. November 2019)