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Kantorei Demmin

 

Beeindruckendes Requiem-Konzert und Totengedenken in voll besetzter St. Bartholomaei-Kirche anlässlich des 8. Mai

 

„Stehende Ovationen für das Requiem“, „Grandiose Requiem-Aufführung in             St. Bartholomaei“ und „Begeistertes Publikum feiert Kantorei nach Konzert“ – so lauteten die Überschriften in der Regionalpresse nach der Requiem-Aufführung im Rahmen des Musiksommers 2001 vor nunmehr 17 Jahren.

Ganz anders am 5. Mai dieses Jahres: Die über 600 Zuhörer, darunter der Parlamentarische Staatssekretär für Vorpommern, Patrick Dahlemann,  dieses wiederum beeindruckenden Konzertes der Kantorei Demmin erhoben sich nach dem Ende der Aufführung der Totenmesse, die mit der Gebetsbitte endet: „Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und ewiges Licht leuchte ihnen“, von ihren Plätzen, und gedachten in einer längeren Schweigeminute unter Glockengeläut der Millionen Opfer aller Kriege - bis in unsere Tage. Gesenkte Köpfe, geschlossene Augen oder gefaltete Hände zeugten von Andacht und stillem Erinnern.

 

Zu Beginn des Konzertes erklang der aus dem Mittelalter stammende lateinische Hymnus „Ave verum corpus“, eine Motette für vierstimmig-gemischten Chor, Streicher und Orgel, in der Vertonung von Wolfgang Amadeus Mozart.

 

Anschließend erinnerte Bürgermeister Dr. Michael Koch in einer Gedenkansprache an das Ende des Zweiten Weltkrieges, den Massensuizid in der Hansestadt und das unsägliche Leid, das Hitlerdeutschland über Europa und die ganze Welt gebracht hatte. Er dankte der Kantorei, die unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Thomas K. Beck mit der Aufführung des „Requiems“ anlässlich des 8. Mai ein deutliches Zeichen gegen den alljährlichen Aufmarsch rechtsextremer Kräfte in Demmin setzte und -gemeinsam mit der Hansestadt- in würdiger und angemessener Form der zahllosen Opfer des Zweiten Weltkrieges gedachte.

 

Sodann wurde Mozarts „Requiem in d-Moll“ gekonnt aufgeführt. Begleitet vom Preußischen Kammerorchester Prenzlau und Susann Marschalek an der Orgel waren neben den fast 100 Sängerinnen und Sängern der Kantorei die Solisten Caroline Seibt/Sopran, Anna Smith/Alt, Michael Zabanoff/ Tenor und Lars Grünwoldt/Bass zu hören. Am Ende gab es bei sonnigem Wetter auf dem Kirchplatz viele Gespräche, einen regen Gedankenaustausch und auch herzliche Dankesworte an alle Mitwirkenden. Und die Hoffnung, dass der 8. Mai in Demmin friedlich verlaufen möge.

Die Aufführung dieses Konzertes wurde vom Land Mecklenburg-Vorpommern mit 5.000,00 Euro unterstützt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rede des Bürgermeisters Dr. Michael Koch zur Requiem-Aufführung

am 05. Mai 2018 in der Hansestadt Demmin

 

Sehr verehrte Damen und Herren,

liebe Demminerinnen und Demminer,

 

am 08. Mai 1945 endete mit der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Streitkräfte durch Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel in Berlin Karlshorst der schrecklichste Krieg der Menschheit auf deutschem Boden. Der Zweite Weltkrieg war der bislang größte und verheerendste Krieg der Menschheitsgeschichte. Er forderte eine nahezu unvorstellbare Zahl von 55 bis 60 Millionen Menschenleben. Sechs Millionen Juden wurden in den von den Nazis errichteten Konzentrationslagern ermordet. 14 Millionen Deutsche aus den Ostgebieten wie Pommern, Ost- und Westpreußen, Schlesien und dem Sudetenland verloren in der Folge des Krieges ihre Heimat. Sie erlitten Flucht und Vertreibung verbunden mit Krankheit, Hunger, Tod und Elend. Viele Menschen verloren durch Bombardierungen und Straßenkämpfe oder auch durch Brandschatzungen ihr gesamtes Hab und Gut, viele sogar ihr Leben. Ähnliche Erfahrungen mussten auch die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt zum Kriegsende machen. Krieg macht offenbar, wozu der Mensch in seinen Abgründen fähig ist. Krieg ist die Kapitulation vor der Macht des Bösen. Er zeigt, dass Menschen am Ende sind mit jeder Form von Menschlichkeit und zu der sinnlosesten Form der Auseinandersetzung greifen. Millionen von Toten mahnen in den Herzen und Köpfen der Menschen und müssen uns jeden Tag neu einschärfen: Nie wieder Krieg!

 

In seiner Veröffentlichung „Das Kriegsende in Demmin 1945“ – Berichte, Erinnerungen, Dokumente, herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern, hat der Pfarrer Dr. Norbert Buske eindrucksvoll die schrecklichen Ereignisse zum Kriegsende in unserer Hansestadt vor allem durch Tatsachenberichte Betroffener oder deren Angehörige dokumentiert. Als die Stadt brannte und die Bevölkerung Plünderungen und Vergewaltigungen ausgesetzt war, nahmen sich viele Demminer aus Verzweiflung und Leid das Leben. Viele ältere Menschen können sich daran noch lebhaft erinnern. Daher ist gerade für uns Demminer dieser Tag nicht zuletzt ein Tag des Gedenkens.

 

In einem Filmprojekt hat sich 2015 das Demminer Jugendhaus unter Leitung von Axel Schulz zum Thema „Wie haben Sie die Zeit zwischen 1945 – 1949 in Demmin erlebt“ mit dem Kriegsende unserer Stadt auseinandergesetzt. Der damit entstandene Dokumentarfilm zeigt Zeitzeugen, die über ihre schrecklichen Erlebnisse des Kriegsendes berichteten.

 

Mit der Premiere des Dokumentarfilms „Über Leben in Demmin“ am 22. März diesen Jahres im Demminer Kino näherte sich der Dokumentarfilmer Martin Farkus unserer Stadt. In diesem Film kamen Zeitzeugen zu Wort. Aber auch der Umgang mit diesem schrecklichen Ereignis in der Gegenwart wird aufgezeigt. Nicht zuletzt wird darin auch ungeschönt auf den seit Jahren stattfindenden sogenannten „Gedenkmarsch“ der Neonazis eingegangen. Dieser Film wurde deutschlandweit gezeigt. Viele Demminerinnen und Demminer haben diesen Film gesehen. Er wird vielen nachhaltig in Erinnerung bleiben. Es darf niemals vergessen werden, dass die Ursache für all das Elend letztlich in der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 lag.

 

Umso trauriger stimmt mich die Tatsache, dass auch in diesem Jahr am 08. Mai wieder Anhänger der NPD durch unsere Stadt ziehen werden, um diesen denkwürdigen Tag für ihre Propaganda zu missbrauchen. Gerade deshalb dürfen wir nicht müde werden, auf die wahre Geschichte dieses Tages immer wieder neu und aktuell hinzuweisen und uns dieser Vergangenheit zu stellen. Mit der Aufführung des Requiems wollen wir der Toten unserer Stadt, den Millionen Opfern des 2. Weltkrieges aber auch den von Krieg und Bürgerkrieg in unseren Tagen Betroffenen gedenken

 

Fotos: (Günter Behnke, Ronny Szabo)

 

Fotoserien

Kantorei Demmin (MO, 07. Mai 2018)