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VOLKSBUND 2016

 

Demminer Ortsverband des Volksbundes beging 25-jähriges Bestehen

- Friedensglocke verliehen -

 

Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens hatte der Demminer Ortsverband des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge am 28. September 2016 zu einer festlichen Mitgliederversammlung in das Elsa-Brändström-Gemeindehaus eingeladen. Neben den Mitgliedern waren auch die Hansestadt, die Reservistenkameradschaft, das Goethe-Gymnasium, der Partnerverband SoVD und die Evangelische Kirchengemeinde der Einladung gefolgt.

Ernst Wellmer, seit 1991 Vorsitzender des Stadtverbandes, unterstrich in seiner Rede den festen Willen des Volksbundes, die Erinnerung an Krieg und Gewaltherrschaft wachzuhalten, Verständigung, Versöhnung und Frieden unter den Menschen und Völkern zu fördern und für Freiheit und Demokratie einzutreten. Er verwies auf das neue Leitbild des Verbandes, das erst am                      23. September in Göttingen verabschiedet wurde. Darin wird das Aufgabenspektrum nicht grundsätzlich geändert, "aber es ist konkretisiert und erweitert worden."

Die Arbeit des Volksbundes, 1919 im Ergebnis der Folgen des Ersten Weltkrieges mit den unzähligen Todesopfern in ganz Europa gegründet, war während der Zeit des Nationalsozialismus und ebenso in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR untersagt. Einzelpersonen, wie Superintendent Dr. Herbert Achterberg in Demmin, übernahmen die schwere Aufgabe, Kriegsgräberanlagen zu errichten, zu pflegen und dem Suchdienst entsprechende Zuarbeit zu leisten.

In den westlichen Bundesländern sichert, errichtet und pflegt der Verband seit 1954 Kriegsgräberstätten im Ausland und unterstützt die Träger der Gedenkstätten im Inland.

Bereits kurz nach der politischen Wende, am 8. Mai 1991, lud Ernst Wellmer als Bürgermeister nach Vorgesprächen mit Vertretern des Verbandes und in verschiedenen Gremien der Stadtverordnetenversammlung in das Rathaus  zu einer Informations- und Gründungsversammlung des Volksbundes ein. Unter dem Leitwort "Versöhnung über den Gräbern - Dienst für den Frieden" brachten Schulrat a.D. Hans-Werner Jürgensen und der VB-Landesgeschäftsführer Wolfram Schmidt aus Schleswig-Holstein den Einwohnern unserer Hansestadt das humanitäre und völkerverbindende Werk der Kriegsgräberfürsorge sehr eindrucksvoll nahe. "Auf Grund unserer Geschichte und der Erfahrungen mit Leid und Tod am Ende des Zweiten Weltkrieges musste hier keine große Überzeugungsarbeit geleistet werden."

Im August 1991 gründete sich dann in Schwerin der Landesverband M-V, der am 27. Oktober in Güstrow auf 25 Jahre erfolgreicher Arbeit zurückblicken kann. Zum gleichen Termin wird auch ein Landesvertretertag mit Demminer Beteiligung über die weiteren Aufgaben beraten.

In den Jahren seines Bestehens hat der Demminer Ortsverband zunächst alle Kriegsopfer der Stadt aufgelistet. Über 48 Jahre nach dem Kriegsende war dies keine leichte Aufgabe. Gemeinsam mit den Demminer Kirchen und ihren Archiven sowie mit Unterstützung des Ordnungsamtes der Stadtverwaltung und des Innenministeriums von M-V wurde jede Kriegsgräberstätte einzeln erfasst. In den Erfassungslisten wurden alle Kriegstoten -soweit bekannt- mit Geburts- und Sterbedatum, dem vollständigen Namen und angegebenen Kennzeichen dokumentiert. Von 1993 bis 2009 wurde ein umfangreiches Register erarbeitet, das auch weiterhin regelmäßig vervollständigt bzw. auf Grund neuer Erkenntnisse überarbeitet wird.

Weitere realisierte Vorhaben waren u.a. die Umgestaltung des Barlachplatzes zu einer Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewalt, die als solche von den Demminern angenommen ist und an welcher regelmäßig gemeinsame Kranzniederlegungen stattfinden; die Neugestaltung und Sanierung der Gräberfelder für die Kriegstoten des Ersten und des Zweiten Weltkrieges; die Sanierung der Stele und des 45-er Gräberfeldes; die Sanierung des Ausländergräberfeldes;  die Errichtung eines Gedenksteines am ursprünglichen Kindergräberfeld für die über 400 Kinder und Jugendlichen, die noch zum Kriegsende Opfer von Hunger und Seuchen wurden; die Organisation der jährlich stattfindenden Gedenkveranstaltung anlässlich des Volkstrauertages gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde; die Durchführung von bisher 14 Benefizkonzerten mit dem Landespolizeiorchester gemeinsam mit der Hansestadt; die Haus- und Straßensammlungen zur Unterstützung der Arbeit des Volksbundes sowie die Präsentation thematischer Ausstellungen und zur Volksbundarbeit. Aktuell unterstützt der Ortsverband die Errichtung einer neuen Kriegsgräberstätte für die Opfer der MUNA Woldeforst und erarbeitet einen Flyer mit Fotos und Erläuterungen zu allen Demminer Kriegsgräberstätten. Außerdem pflegen seine Mitglieder den regelmäßigen Informations- und Erfahrungsaustausch mit Gemeinden und lokalen Unterstützern bei Besuchen von Kriegsgräberstätten in der Region und darüber hinaus.

15 Jahre lang hatte der Ortsverband auch Aufgaben im Landkreis übernommen, bis am 5. September 2006 ein Kreis- und späterer Regionalverband Demmin gegründet werden konnte.

In Mecklenburg-Vorpommern ruhen nach einer vorliegenden Übersicht von 2014 immerhin 75.714 Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft auf 639 Kriegsgräberstätten in 410 Orten. Der Altkreis Demmin verzeichnet aktuell 61 Kriegsgräberstätten in 52 Orten mit 3.413 Kriegstoten. Allein in der Hansestadt  Demmin ruhen 2.082 anerkannte Opfer auf 7 Kriegsgräberstätten.

Der Volksbund pflegt derzeit 882 Kriegsgräberstätten beider Weltkriege in 45 Staaten. Im vergangenen Jahr fanden insgesamt 28.564 Umbettungen statt, für 2016 sind ebenfalls ca. 28.000 Umbettungen geplant. In den letzten 25 Jahren hat der Volksbund 800.000 Kriegstote geborgen und davon 250.000 identifiziert.

"Diese Liste an Aktivitäten ließe sich problemlos fortsetzen. Sie zeigt aber auch deutlich, dass Ihre - unsere Arbeit vor Ort weiterhin dringend gebraucht wird," so Ernst Wellmer. Er dankte allen Aktiven, Helfern und Unterstützern und betonte:"Volksbund-Arbeit gelingt nur gemeinsam!"

Bürgermeister Dr. Michael Koch würdigte in seinem Grußwort das langjährige aktive Wirken des Demminer Ortsverbandes, das weit über die Stadtgrenzen hinaus reiche, und verwies auf das Jahr 2019, in welchem der Volksbund sein 100-jähriges Jubiläum begehen wird. "25 Jahre -über ein Viertel dieser Zeit- haben Sie dessen bedeutsame Arbeit unterstützt. Herzlichen Dank dafür."

Der Regionalverbandsvorsitzende konnte auch zur Verleihung der  "Friedensglocke" an den Stadtverband gratulieren, die diesem "in Anerkennung der Verdienste um das Werk der Kriegsgräberfürsorge, das der Völkerverständigung und der Förderung des Friedens dient" vom Landesvorsitzenden und Innenminister Lorenz Caffier verliehen wurde.

Landesgeschäftsführer Karsten Richter hatte telefonisch herzliche Dankesworte und Glückwünsche übermitteln lassen. Er konnte wegen einer plötzlichen Erkrankung nicht an der Feierstunde teilnehmen.

Aus diesem Grunde konnte er auch nicht -wie geplant- zur Plakat-Ausstellung zum Thema "Flucht und Vertreibung", Ausführungen machen. Diesen Part übernahm Regionalverbandsgeschäftsführer Günter Behnke. Die Ausstellung, die zu den Öffnungszeiten des Evangelischen Gemeindehauses besichtigt werden kann, gibt u.a. Auskunft zu Erscheinungsformen der Gewaltmigration, zu geschichtlichen Aspekten, Europäischen Regelungen, zu Umsiedlungen, zur Flüchtlingsproblematik nach dem Krieg, zu den Aufnahmeländern oder über den Flüchtlingsalltag. Gab es im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg 9,5 Mio. Flüchtlinge und nach dem Zweiten Weltkrieg 50-60 Mio., sind es heute erneut ca. 60 Millionen Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Terror sind.

Ein Thema also, das leider an Aktualität nicht verloren hat.

Aktuelle Auskunft gab es auch zur geplanten neuen Gedenkstätte. Ein Gestaltungsvorschlag der Bundesgeschäftsstelle des Volksbundes wurde  überarbeitet und vom Landesamt für Innere Verwaltung nunmehr genehmigt. Nach nochmaliger Diskussion im Regionalverbandsvorstand und in den städtischen Gremien wird die  Realisierung im nächsten Jahr erfolgen. Für die an dem Standort ruhenden Kriegstoten der MUNA Woldeforst soll eine würdige Ruhestätte entsprechend der gesetzlichen Bestimmungen geschaffen werden, welche die Besucher mit den Schrecken von Krieg und Gewaltherrschaft konfrontiert und zum Gedenken an die Opfer anhält.

Direkt an der Woldeforster Straße entsteht ein zentraler, dreieckiger Gedenkplatz, der von einem 1,10 m hohen Wall zum dahinterliegenden Gräberfeld abgrenzt. Möglich ist auch die Abgrenzung durch Gittersteinwände.

Als Gedenkstein soll ein Findling Verwendung finden. Auf ihm stehen die Worte: "Gedenket der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft 1939 - 1945".

Die beiden Gräberfelder werden an den Eckpunkten mit gut sichtbaren Pfosten markiert, da die einzelnen Gräber nicht mehr lokalisiert werden können.

Die Namen und Daten der Kriegstoten sollen alphabetisch in kyrillischer Schrift aufgeführt werden. Der Gedenkplatz wird über einen barrierefreien, ausgebauten  Weg zu erreichen sein. Außerdem sind eine Informationstafel und Hinweisschilder zur Kriegsgräberstätte vorgesehen.

Während der Zusammenkunft wurde auch das ehrenamtliche Engagement einzelner Mitglieder besonders gewürdigt. Dr. Michael Koch wurde für sein anerkanntes Wirken als Regionalverbandsvorsitzender sowie die vielfältige Unterstützung der Volksbundarbeit mit dem Ehrenabzeichen des Landesverbandes in Silber ausgezeichnet. Das Bronzene Ehrenkreuz des Volksbundes wurde  Hartmut Mandelkow insbesondere für seine Unterstützung als Archivar in der Evangelischen Kirchengemeinde bei der Bearbeitung von Nachfragen zu vermissten Militärangehörigen oder anderen Kriegsopfern verliehen und Mirko Lust wurde für sein großes Engagement im Ortsverband sowie im Regionalverbandsvorstand mit der Weißgoldenen Ehrennadel vom Volksbund geehrt.  Außerdem dankte der Ortsvorsitzende Evelin Jörke für ihren Einsatz bei den Haus- und Straßensammlungen mit einem Blumenstrauß.  

Das Beisammensein endete mit einem regen Gedankenaustausch zur Kinder-, Schul- und Jugendarbeit, zur Öffentlichkeitsarbeit sowie aktuellen Themen der Verbandsarbeit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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VOLKSBUND 2016 (MI, 28. September 2016)